„Ihr möchtet das Geheimnis des Todes kennenlernen? Aber wie werdet ihr es finden, wenn ihr nicht im Herzen des Lebens sucht?“
(Khalil Gibran)
Geborenwerden und Sterben sind die Eckpfeiler unseres Lebens. Das Leben dazwischen ist ein Geschenk, dessen Bedeutung und Aufgabe wir immer wieder neu entdecken. Und mitten in diesem Lebensgeschenk können wir dem Geheimnis des Todes näher kommen.
Die Lieder der CD „Sei meine Reise und mein Ziel“ stellen Fragen zu Tod und Sterben, aber auch Fragen über das Leben, über die Zeit, über Veränderungen und über die Hoffnung, dass doch etwas bleibt. Die Melodien und Texte können dunkle Jahreszeiten heller machen und ein Innehalten und Atemholen im Alltagsgeschehen begleiten. Sie sollen Trost und Hoffnung schenken denen, die einen lieben Menschen verloren haben, Kraft zum Durchhalten denen, die Sterbende begleiten und Augenblicke des Lichtes denen, die über ihren eigenen Abschied aus dieser Welt nachdenken.
So stehts im Booklet der CD.
Die Idee zu dieser CD „Sei meine Reise und mein Ziel“ sei viele Jahre in ihr gewachsen und gereift… und das sind Bea Nygas sehr persönlichen Gedanken:
„Und trotzdem weiß ich, dass die ausgewählten Lieder nur einen Bruchteil der vielen Fragen nach Tod und Sterben widerspiegeln können. Solange ich lebe, denke ich über das Sterben nach – voller Angst vor dem Ungewissen. Jedes Ziehen in der Brust war sofort etwas Lebensbedrohliches, jedes Augenbrauenheben eines Arztes ein Todesurteil. Ich werde das Leben niemals loslassen können, ich lebe doch so gern und gut…
Heute mit fast 56 Jahren und Multiple Sklerose ahne ich etwas vom Sinn der Bachschen Kantate „Ich habe genug“ und vom Mahlerschen Lied „Ich bin der Welt abhanden gekommen“, ohne resigniert oder frustriert zu sein. Ich lebe noch immer so gern und gut. Trotzdem lautet mein derzeitiger Lieblingssatz „…das hat der liebe Gott doch gut eingefädelt, dass man langsam aus der Welt rauswächst wie aus zu klein gewordenen Schuhen…“ Die Welt hat sich verändert, natürlich, aber ich komm oft nicht mehr mit. Vielleicht kann ich auch deshalb dem Tod etwas gelassener entgegensehen. Manchmal. Ich für mich.
Die Arbeit im Studio mit Sebastian und Peter Frank und den vielen anderen Musikerfreunden war wunderbar. Und anrührend. Und konfrontativ. Auch im Nachhinein. Auch für unseren Lieblingssaxophonisten Thomas Zander, der bis zum plötzlichen Tod von Roger Cicero in dessen Bigband gespielt hat.
Der Text „Und vergiss“ entstand nach bewegenden und fröhlichen Besuchen bei meinem Freund Eberhard im Hospiz. Das Lied „Wieder allein“ widme ich meinem Vater, der mit damals 65 Jahren viel zu früh starb. Aber es erzählt auch von den „kleinen Toden“ mitten im Leben – Liebeskummer, Abschied, Begrenzungen durch Krankheit annehmen lernen.
Dass die Erinnerungen an Menschen sie in mir selbst wieder lebendig machen können: „the silence of snowfall in winter is how I remember you“, dieses tolle Lied von Michael Franks begleitet mich seit vielen Jahren. Und, wer weiß, vielleicht werden wir einmal „durch ein Tor voller Licht gehen“ (Reinhard Mey) und wie in der gregorianischen Antiphon von meinem lieben Freund Pater Gottfried gesungen „ins Paradies“ schreiten.
Never say never!
Bea Nyga, Oktober 2016